Russlands Bombardierung ukrainischer Hafenstädte ist ein globaler Angriff
06.08.2023
Nach Angaben der Europäischen Kommission entfielen auf die Ukraine 10 % des Weltmarktes für Weizen, 13 % des Gerstenmarktes und 15 % des Maismarktes, bevor Russland am 24. Februar 2022 seinen umfassenden Krieg gegen die Ukraine begann. Kurz darauf blockierten russische Schiffe die Getreideexporte aus den ukrainischen Hafenstädten, darunter Odessa, auf die Weltmärkte.
Am 22. Juli 2022 akzeptierten sowohl die Ukraine als auch Russland in Istanbul die von UN-Generalsekretär António Guterres und dem Präsidenten der Türkei Recep Tayyip Erdoğan vermittelte Schwarzmeer-Getreideinitiative. Diese Initiative ermöglichte es, rund 33 Millionen Tonnen ukrainischer Nahrungsmittel auf dem Seeweg in 45 Länder zu exportieren.
Allerdings ermutigte das Versäumnis der NATO auf ihrem jüngsten Gipfel in Vilnius (11./12. Juli 2023) klare Zeichen einer unerschütterlichen Entschlossenheit in Bezug auf die Aussichten und den Zeitpunkt einer NATO-Mitgliedschaft der Ukraine zu setzen, Russland, die Schwarzmeer-Getreideinitiative (17. Juli 2023) nicht zu verlängern und massive Bombardierungen der ukrainischen Häfen in Odessa, Tschornomorsk, Izmail und Mykolajiw und gezielte Angriffe auf die Weizenexportinfrastruktur durchzuführen, wobei etwa 180.000 Tonnen Getreide vernichtet wurden. Russland hat wieder einmal deutlich vor Augen geführt, dass es jedes Anzeichen eines Wankens der NATO als Schwäche betrachtet, die es voll auszunutzen gilt.
Der Kreml ist sich durchaus bewusst, dass diese Bombardierungen die Nahrungsmittelknappheit in den Entwicklungsländern verschärfen und das Leben von rund 400 Millionen Menschen negativ beeinflussen werden. Vor einem Jahr erklärte die Chefredakteurin des staatlich kontrollierten russischen Fernsehsenders RT, Margarita Simonjan, während des Internationalen Wirtschaftsforums in St. Petersburg zynisch, sie habe mehrmals von verschiedenen Personen in Moskau gehört: „Unsere ganze Hoffnung liegt auf der Hungersnot. Was bedeutet das? Es bedeutet, dass die Hungersnot jetzt beginnen wird, und dass sie die Sanktionen aufheben werden und mit uns freundschaftliche Beziehungen werden pflegen wollen, weil sie erkennen werden, dass es eine Notwendigkeit ist.“
In diesem Sinne setzt der Kreml Nahrungsmittel eindeutig als Waffe für seine geopolitische Expansionsagenda ein. Russland eskaliert auch offen und gefährlich seinen umfassenden Krieg gegen die Ukraine mit einem bösartigen globalen Angriff, bei dem Nahrungsmittel als Waffe missbraucht werden. Dies sollte nicht überraschen, da der Kreml dies schon in der Vergangenheit getan hat, indem er Millionen von Ukrainern während eines anderen Völkermords tötete – dem Holodomor.
Dies sollte alle verbleibenden Zweifel innerhalb der Führung der NATO und ihrer Mitgliedsländer ausräumen, dass Russland unter Anwendung von Gewalt expandieren wird, wenn die Ukraine dies nicht stoppt, indem sie ihre territoriale Integrität erfolgreich verteidigt und alle ihre Gebiete befreit, die noch von Russland besetzt sind.
Die NATO-Mitgliedstaaten müssen nun ihre verpasste Chance in Vilnius nachholen, indem sie sinnvolle Sicherheitsgarantien zugunsten der Ukraine umsetzen und ihr alle notwendigen Waffen und Munition zur Verfügung stellen, damit die Ukraine eine sofortige Flugverbotszone sicherstellen und 2023 mit ihrer Gegenoffensive zur Befreiung und anschließenden Verteidigung aller ihrer Territorien erfolgreich sein kann.
Je eher die Ukraine im Krieg gegen Russland siegt, desto eher werden wir alle in einer wesentlich sichereren Welt leben.
Eugene Czolij
NGO „Ukraine-2050“ Präsident
Honorarkonsul der Ukraine in Montreal
Präsident des Ukrainischen Weltkongresses (2008-2018)
Ehrenmitglied des Dachverbandes der der Ukrainischen Organisationen in Deutschland e.V.
Die Nichtregierungsorganisation (NGO) „Ukraine-2050“ ist eine gemeinnützige Organisation, die gegründet wurde, um innerhalb einer Generation – bis 2050, die Umsetzung von Strategien für eine nachhaltige Entwicklung der Ukraine als völlig unabhängiger, territorial integraler, demokratischer, reformierter und wirtschaftlich wettbewerbsfähiger europäischer Staat zu fördern.
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